Was ist Achtsamkeit eigentlich?

Achtsamkeit: Ein Segelboot gleitet über den See

Wenn wir achtsam sind, bedeutet das, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein. Wir sind uns dann bewusst, was geschieht und verweilen im gegenwärtigen Moment, ohne unsere Erfahrungen zu beurteilen, indem wir sie als angenehm, neutral oder unangenehm bewerten. Wir sind dann voll und ganz präsent im gegenwärtigen Augenblick ohne in Gedanken in der Vergangenheit oder der Zukunft zu sein. Dies ist dann eine offene Haltung dem Leben gegenüber.

 

 

The Time Is Now.

Thich Nhat Hanh

 


Wie Achtsamkeit dabei hilft, die Lebensqualität zu verbessern

Wir alle haben diese Momente der Achtsamkeit schon einmal erlebt, sei es während des Innehaltens beim Blick durch die Glasfenster im Kölner Dom, beim Betrachten der Wellen, die ein Muster auf die Oberfläche des Decksteiner Weihers malen oder bei der Beobachtung eines Hundes, der im Volksgarten - ganz im gegenwärtigen Moment - mit einem Ball spielt.

 

Das Erleben von Achtsamkeit ist also nichts Besonderes, sondern bezeichnet eine geistige Fähigkeit, die uns allen innewohnt und die wir alle schon erfahren haben.

 

Alle diese Momente, sind Augenblicke, in denen wir diese lebendige Präsenz erfahren - ohne etwas anderes zu wollen oder zu erreichen. Wir erleben dann eine innere Ruhe und Gelassenheit und können Stress und Belastungen für einige Momente hinter uns lassen. Wir sind dann einfach präsent im Hier und Jetzt!

 

Jon Kabat-Zinn hat sehr schön ausgedrückt, was es bedeutet, im jetzigen Moment präsent zu sein:

 

„Der gegenwärtige Augenblick, das Jetzt, ist der einzige Augenblick in dem wir wirklich leben. Vergangenes ist vorüber, Zukünftiges noch nicht geschehen. Nur die Gegenwart steht uns zum Leben zur Verfügung. Das Jetzt ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, um wirklich zu sehen, wirklich zu handeln, wirklich heil und gesund zu werden. Deshalb ist jeder Moment so unendlich kostbar“.

 

Diese ureigene Fähigkeit zu Achtsamkeit ist in uns allen vorhanden, sollte aber regelmäßig kultiviert und gestärkt werden, um sich auch voll und ganz entfalten zu können. Denn ähnlich wie beim Trainieren von Körperpartien im Sport kann durch das regelmäßige Praktizieren von Achtsamkeit der innere „Achtsamkeitsmuskel“ gestärkt werden (z.B. durch das „Achtsamkeitstraining“ bei den Meditations- oder Yogaübungen). Dann tritt Achtsamkeit nicht nur während der formellen Achtsamkeitsmeditationen auf, sondern entfaltet seine positiven Wirkungen mehr und mehr im täglichen Leben.

 

Was es bedeutet, achtsam zu leben, veranschaulicht auch sehr eindrücklich in einfachen Worten diese alte buddhistische Geschichte:

 

Ein Zen-Schüler fragt seinen Meister: „Was unterscheidet den Zen-Meister von einem Zen-Schüler?“

 

Der Zen-Meister antwortet: „Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich schlafe, dann schlafe ich.“

 

„Wieso? Das mache ich doch auch.“

 

Der Zen-Meister antwortet: „Wenn du gehst, denkst du ans Essen und wenn du isst, dann denkst du ans Schlafen. Wenn du schlafen sollst, denkst du an alles Mögliche. Das ist der Unterschied.

 

Das Kultivieren von Achtsamkeit ist also sowohl ein Prozess, in dessen Verlauf wir lernen, mehr und mehr Achtsamkeit zu praktizieren, als auch ein geistiger Zustand: wir verweilen häufiger im Augenblick und nehmen viele Dinge deutlicher wahr. Dabei geht Achtsamkeit aber darüber hinaus, bloß aufmerksam zu sein. Denn das asiatische Zeichen für Achtsamkeit bedeutet sowohl Bewusstsein (Geist) als auch Herz im gegenwärtigen Moment. Somit wird die Aufmerksamkeit mit einer freundlichen Haltung sich selbst und anderen gegenüber verbunden. Achtsamkeit ist also nicht eine weitere Technik zur Selbstoptimierung, sondern soll dazu führen, eine offene, freundliche und fürsorgliche Einstellung zu sich selbst und anderen zu entwickeln.

 

Durch das Praktizieren von Achtsamkeit ist es möglich eine Verbindung zwischen Körper und Geist herzustellen sowie den eigenen Geist zu sammeln und zu beruhigen. Zum einen wird die Aufmerksamkeit des Geistes auf den im Körper beheimateten Atem gerichtet. Wenn wir uns auf den ruhigen Fluss unseres Atems konzentrieren, gelingt es uns mit zunehmender Übung, dass sich unsere Gedanken diesem Rhythmus anschließen. Wir erfahren Ruhe und die Gedanken treten dann mehr in den Hintergrund. Zum anderen wird im Verlauf das eigene Erleben und Verhalten deutlicher wahrgenommen. Wir werden dadurch wesentlich ruhiger.

 

Das Achtsamkeitstraining zeichnet aus, dass es ganzheitlich angelegt ist: der Fokus liegt nicht nur auf dem Geist (den Gedanken), sondern auch auf den Körperempfindungen sowie Gefühlen und außerdem auf dem Zusammenhang zwischen diesen Phänomenen. Während des Beobachtens der aufkommenden Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen wird uns bewusst, dass diese kommen und gehen. So wird uns die Vergänglichkeit sämtlicher Erfahrungen bewusst und wir können diese aus einem gewissen Abstand heraus betrachten. Achtsamkeit kann dann zu einer gesteigerten Selbstwahrnehmung und schließlich zu einer Neubewertung unserer bisherigen Verhaltensmuster führen. Wir kommen dann mehr und mehr in Kontakt zu uns selbst und lernen die Fülle jeden Augenblicks des eigenen (Er)lebens schätzen.

 

So kann uns Achtsamkeit letztendlich in unserem Alltag dabei unterstützen ein inneres psychisches Gleichgewicht herzustellen und so besser mit Stress und Belastungen umzugehen.


Achtsamkeit im Alltag: Schlange stehen

Achtsamkeit im Alltag: Fußgängerampel, Schlange stehen

Eine kleine Übung, die erfahrbar macht, was Achtsamkeit ist und wie Achtsamkeit in alltäglichen Situationen von Nutzen sein kann:

 

Stehen Sie das nächste Mal in einer Schlange an, z.B. an einer Supermarktkasse, an einer Ampel oder am Postschalter, dann probieren Sie folgendes aus: Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Körperhaltung. Wenn es möglich ist, können Sie Ihren Oberkörper aufrichten und die Arme locker am Körper herabhängen lassen. Spüren Sie den Kontakt Ihrer Füße mit dem Boden. Wie fühlt sich das an? Nehmen Sie nun Ihre Umgebung bewusst war. Wo befinden Sie sich gerade jetzt? Nehmen Sie Ihren Atem wahr und spüren Sie die Luft, wie sie in die Nase ein- und wieder ausströmt. Genau in diesem Augenblick sind Sie achtsam und präsent. Wenn die Schlange weiter fortschreitet oder die Ampel grün wird, so setzen Sie bewusst einen Fuß vor den anderen. Bringen Sie so Ihre Aufmerksamkeit immer wieder zum gegenwärtigen Moment zurück. Achtsamkeit wird Sie in solchen und ähnlichen Momenten unterstützen.

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