Ruhe in den Geist bringen durch Achtsamkeit - und das Loslassen nicht vergessen

Uns ist oft gar nicht bewusst, wie viele Gedanken wir produzieren. Viele Teilnehmende der MBSR-Kurse bemerken erst während der Achtsamkeitsmeditationen den unaufhörlichen Strom an Gedanken, den ihr Geist produziert. Da sind Geschichten aus der Vergangenheit, es werden mögliche Ereignisse in der Zukunft innerlich geprobt, Einzelgedanken reihen sich zu kleinen Geschichten aneinander oder wir bemerken irgendwann, dass wir schon seit einiger Zeit in einem Tagtraum dahintreiben.

Diese Gehirnaktivität wurde in einem Experiment per Kernspintomographie untersucht. Die Teilnehmer wurden darum gebeten, während der Dauer der Untersuchung nichts zu tun. Im nun folgenden „Ruhemodus“ produzierte ihr Gehirns aber Geschichten, die sich zum größten Teil um ihr Selbstbild rankten, z.B. die eigene Vergangenheit, berufliche Leistungen, Pläne für die Zukunft. Auf den Aufnahmen des Gehirns war zu erkennen, dass in der Hirnregion um die Mittellinie eine erhöhte neuronale Aktivität zu verzeichnen war. Diese Region wurde „Default Mode Network (DMN)“ (Ruhezustandsnetzwerk) oder auch „narratives Netzwerk“, nach den Narrativen (Erzählungen), die wir über uns selbst produzieren, genannt. In einer weiteren Studie zu den Auswirkungen des 8 Wochen MBSR-Programms zeigte sich nach Kursende eine verringerte Aktivität in dieser Region. Dafür war eine erhöhte Aktivität in einem seitlich gelegenen Hirnabschnitt zu verzeichnen, der mehr mit dem Erleben im gegenwärtigen Augenblick zu tun hat, und in dem es kein Narrativ gibt. Er wurde „Erfahrungsnetzwerk“ („Experiental Network“) genannt.

Weiterhin wurde entdeckt, dass sich das Ruhezustandsnetzwerk bei der Meditation unter Umständen beruhigt - es gibt dort weniger elektrische Aktivität - insbesondere dann, wenn der Meditierende den Versuch aufgibt, etwas erreichen zu wollen. Achtsamkeit zu üben ist wichtig, aber die Forschung zeigt auch, dass dabei Leistungsstreben kontraproduktiv ist. Das gibt einem aber auch die Chance, wirklich im Augenblick zu sein, loszulassen und darauf zu vertrauen, dass die Meditation ihre heilsame Wirkung von alleine entfalten wird, auch wenn die Meditation mal nicht so nach unseren Wünschen verläuft.